»Gebrauchsanweisung für Sylt« geht 2017 in die 10. Auflage

Am 1. März erscheint, rechtzeitig zur neuen Saison, aber bei weitem nicht nur für Inselbesucher, die 10. Auflage der »Gebrauchsanweisung für Sylt«. Der Verlag schreibt dazu:

»Von Friesen, Fremden und Freigeistern

Sylt ist viel mehr als nur die Insel der Reichen und Schönen – Einheimischen und Stammgästen gilt sie als Königin der Nordsee, als Paradies und Weltanschauung. Ehrlich und hautnah erzählt Silke von Bremen von den Segnungen des Tourismus und vom Glück, ein echter Sylter zu sein. Von Sansibar und Gosch, Pidder Lüng und anderen Inselgrößen; vom Leben in List, dem nördlichsten Ort Deutschlands, von Westerland als Insel-Metropole und vom bekanntesten FKK-Strand der Nation. Sie verrät, was berühmte Schriftsteller in die Sylter Heide und Maler zum Roten Kliff zog, wie lange ein Reetdach hält und was sich hinter »Wohnen im Warftgeschoss« verbirgt. Weiht uns in die feinen Unterschiede zwischen schick und Schickimicki ein, zwischen Lachmöwe und Silbermöwe, Wanderdünen und Dünenwandern. Und führt uns dorthin, wo sich Sylt am besten anfühlt.«

Interview mit dem SHZ-Verlag zur 10. Auflage der erfolgreichsten Sylt-Veröffentlichung

Frau von Bremen, Bücher über Sylt, literarische Ergüsse sowie Rat- und Reiseführer über die Insel gibt es fast so viele wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Ihr Buch scheint sich in diesem Büchermeer besonders beliebt zu sein. Was haben Sie richtig gemacht, dass jetzt die 10.Auflage notwendig wird?

Das ist eine gute Frage! Denn im Gegensatz zum Piper-Verlag, der mich damals überreden mußte,  stand ich dem Projekt  damals ausgesprochen skeptisch gegenüber. Dass die „Gebrauchsanweisung Sylt“ heute zu den Top-Sellern innerhalb der über 100 Veröffentlichungen  der Reihe „Gebrauchsanweisung für“  gehört, hat dann aber auch den Verlag verblüfft.

Und der Erfolg ist sicher der Tatsache geschuldet, dass ich locker schreiben kann, sehr viel Humor in meine Wahrnehmungen packe, die Texte authentisch sind und viele Sylt-Interna erklären.

In Ihrem Buch gibt es kein einziges Foto, nur puren Text. Das ist nicht gerade im Trend bei Reiseführern. Haben Sie das entschieden oder der Verlag?

Das ist das Konzept der Gebrauchsanweisungen, die keine Reiseführer im klassischen Sinn sind. Sondern, wie bei einem Menü, eher als gute Vorspeise daherkommen und unbändige Lust auf das machen, was dann noch kommt.

Als Gästeführerin kennen Sie die Fragen der Sylt-Touristen, die sie mit Bezug auf die Insel haben. In wieweit hat diese Arbeit, Ihre Erfahrung mit den Gästen, die Arbeit am Buch beeinflusst?

Fragen wie „was heißt Rüm Hart“  oder „wie lange hält ein Reetdach“ habe ich meinen Gästen zu verdanken. Aber man kann ja nur nach Dingen fragen, von denen man weiß. Doch die Gäste (und zahlreiche Sylter) wissen oft nicht sehr viel. Und ich bin eine klassische Geschichtensammlerin und zudem talentiert im „story-telling“.

Ich habe absolute Schwierigkeiten mir zu merken, wie hoch die Düne xy ist, wie groß die Insel wie lang der Hindenburgdamm. Dafür habe ich einfach keine Synapsen.

Aber wenn mir jemand erzählt, in diesem Haus lebte eine Familie, die in nur 4 Wochen alle Ihre 7 Kinder an Diphterie verlor oder hier ist der Operettensänger Rudolf Schock nach seinem Herzinfarkt in Meer gerannt und hat lauthals gesungen „Freunde, das Leben ist lebenswert“ kann ich mir das verblüffenderweise merken. Und ich bin in der Lage, diese kleinen Geschichten mit der großen Geschichte zu verknüpfen und so bekommt vieles plötzlich einen Sinn. Davon zu lesen macht einfach Spaß auch wenn man mit Geschichte eigentlich gar nichts am Hut hat.

Das heißt, auch Sylter lesen ihr Buch, obwohl Sie eine Zugereiste sind?

Ja, mit zunehmender Tendenz. Und sie verschenken es gerne! Meine Lektorin ist der Ansicht, dass gerade mein humorvoller Blick von außen so erfrischend ist. Ich sehe anders auf die Insel, als wenn ich hier geboren wäre. Nichts desto trotz schwingt viel Heimatliebe mit und Frau Kirsch meinte nach der Lektüre „Durch Ihr Buch möchte ich unbedingt nach Sylt. Obwohl ich noch nie dort war, habe ich das Gefühl irgendwie dazuzugehören.“

Welche Themen und Fragen interessiert die Sylt Gäste am stärksten? Und wie haben die Themen und Fragen sich im Laufe der letzten 20 Jahre verändert?

Darüber habe ich beim Schreiben nicht eine Sekunde nachgedacht, was die Leser interessiert. Ich erzähle jene Dinge, die ICH einfach total spannend, kurios und schräge finde. Und wenn der Leser  meine Wellenlänge hat, dann hat er mit dem Buch verdammt viel Spaß.

Die erste Ausgabe der Gebrauchsanweisung für Sylt erschien 2010. Hat sich die Insel in den letzten Jahren wesentlich verändert?

Ich würde mir manchmal wünschen, dass sich grundlegend etwas ändert. Aber es ist immer dasselbe: wir bauen weiterhin auf Teufel komm raus, die Verkehrsprobleme kriegen wir nicht in den Griff, und obwohl wir alle wissen, wie wichtig Natur und Naturschutz ist, werden Gastronomiebetriebe in sensiblen Bereichen gefördert und Kindergärten und Schulen geschlossen obwohl klar ist, dass damit die Entvölkerung der Insel beschleunigt wird.

Wie stark mussten Sie Ihr Buch für die 10.Ausgabe überarbeiten?

Es mußten Fakten aktualisiert werden, so haben wir ja keine 20.000 Einwohner mehr, sondern nur noch knapp 18.000 u.ä. Letztendlich habe ich aber in den letzten Jahren weiterhin Geschichten gesammelt und die schönsten sind im Buch gelandet.

Auf der Seite des Verlages können Sie mithilfe einiger Leseproben ein Bild vom Buch machen